Städte stehen heute in einem weltweiten Wettbewerb um Investitionen und neue Unternehmen. Die Profilierung des städtischen Standortes ist deshalb eine wichtige Aufgabe städtischer Wirtschaftsförderung.Während die Standortentwicklung in Industrieländern nicht selten vom industriellen Strukturwandel bedingt wird, geht es in Entwicklungsländern eher darum, Kompetenzen, Kapazitäten und Strukturen für eine entsprechende Wirtschaftsentwicklung aufzubauen.
Primäres Ziel der Standortentwicklung ist die Anwerbung neuer Unternehmen. Das „dortmund-project“ nutzte beispielsweise das Potenzial verfügbarer Gewerbeflächen, um Standorte für Unternehmensgründungen und -ansiedlungen zu schaffen und gezielt moderne Branchen wie Informationstechnologien, Mikrotechnik und e-Logistik zu fördern. Innerhalb von 10 Jahren konnten die Folgen des Zusammenbruchs der Stahlindustrie durch ca. 70.000 neue Arbeitsplätze abgemildert werden. Insgesamt lebt die Arbeit des „dortmund-project“ durch die Vernetzung aller politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräfte, die beim Strukturwandel der Stadt an einem Strang ziehen. Mittlerweile ist die Stadt einer der führenden Hightech-Standorte Europas und trägt mit integrierten Stadtentwicklungskonzepten der modernen Lebensgestaltung der Menschen Rechnung.
Mit neuen Investitionen und Unternehmensgründungen gehen nicht selten auch Innovationen einher, von der die gesamte Stadt und ihr Umland profitieren können. Arbeitsplätze werden geschaffen, „kluge Köpfe“ werden angezogen und ein erhöhtes Steueraufkommen wird generiert, was wiederum genutzt werden kann, um sowohl die harten Standortfaktoren (z.B. Infrastruktur, öffentlicher Nahverkehr) wie auch die weichen (z.B. Bildung, Kultur, Sport, Naherholung, Kinderbetreuung) zu verbessern.
Auch im internationalen kontext setzt die deutsch-namibische „Partnerschaft für ein breitenwirksames wirtschaftliches Wachstum“ auf partizipative Planungsansätze und öffentlich-private Dialogforen, ergänzt durch die Reform der nationalen Rahmenbedingungen für lokale Wirtschaftsentwicklung und Kompetenzvermittlung für kommunale Mitarbeiter. In annähernd 20 Städten konnte so die wirtschaftliche Situation verbessert werden.
Moderne Standortentwicklung und Stadtentwicklung setzen auf integrierte Ansätze. Die Analyse der jeweiligen Standortfaktoren und Potenziale, und die Ableitung von konkreten Entwicklungszielen und Branchenschwerpunkten erfolgt im Rahmen einer engen Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Organisation dieser Kooperation steht letztlich im Mittelpunkt städtischer Standortentwicklungsinitiativen.
foodRegio Lübeck hat sich mit der Arbeitsaufnahme im August 2006 zum Ziel gesetzt, den Standort der Lebensmittelindustrie durch intensive Betreuung ansässiger Unternehmen sowie durch Akquisition neuer Unternehmen weiter auszubauen. Wertschöpfende Kooperationsprojekte zwischen den Unternehmen entstehen u.a. in den Arbeitsgruppen zur Produktentwicklung, Produktionsoptimierung, Logistik und Personalentwicklung. Hierbei wird eng mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen wie z.B. der Fachhochschule Lübeck oder der Fraunhofer Einrichtung Marine Biotechnologie zusammengearbeitet - und somit praktische, fachliche und methodische Kompetenz ergebnisorientiert gebündelt.
Für die Standortentwicklung hat sich eine breite Palette von Instrumenten herausgebildet, wie zum Beispiel Cluster-Management zur Förderung der Kooperation innerhalb einer Branche, Wertschöpfungsketten-Analysen zur Bestimmung von Zuliefererdefiziten und zum Aufbau regionaler Wirtschaftskreiskäufe oder Standortmarketing-Offensiven zur Anwerbung neuer Investitionen.
Eine strategisch ausgerichtete Standortpolitik verzahnt innerhalb der Verwaltung unterschiedliche städtische Arbeitsfelder miteinander und kann so beispielsweise zu städtisch gesteuerten Green Growth-Initiativen führen. Sehr oft werden im Rahmen solcher Aktivitäten auch konkrete städtische Aufgaben zur Infrastrukturplanung identifiziert, um die lokale Wirtschaft zu fördern.
Relativ neu in der Standortentwicklung ist die Analyse von Städten und Regionen in ihren funktionalräumlichen Zusammenhängen, die oftmals den tatsächlichen Lebensräumen ihrer Bewohner sehr viel mehr entsprechen als die traditionellen Planungsräume. Dabei wird unter dem Konzept der „Smart Specialisation“ versucht, je nach Thema auch unterschiedlich zusammengesetzte Funktionalräume von Städten und Regionen zu definieren, für die dann jeweils eigene thematische Handlungskonzepte erarbeitet werden. So setzt die Region Berlin-Brandenburg auf fünf „Smart Specialisations“ in den Bereichen (1)Energietechnik, (2)Gesundheitswirtschaft, (3)Optik, (4)IKT, Medien und Kreativwirtschaft sowie (5)Verkehr, Mobilität und Logistik. Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Administration bilden dort Initiativen, in denen Städte und Sub-Regionen vernetzt, Know-How geteilt und strategische Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Ein technologie-offener Ansatz bzw. ein gezielter Branchenmix hilft, die Auswirkungen möglicher negativer Entwicklungen innerhalb einer Branche abzufedern.